Michael VOGT


Die Kunst des stillen Seins:
Der Landschaftsmaler Michael Vogt
Das Sehenswerte ist oft längst nicht so offenkundig wie das Sichtbare. Die Kunst von Michael Vogt versteht sich virtuos auf das Vermögen, seiner Malerei eine deutliche Anmutung von konkreter Gegenständlichkeit zu verleihen – und diese Gegenständlichkeit des ersten Blicks zugleich in eine neue, verdichtete, vertiefte Wirklichkeit zu transformieren. Gewissermaßen malt sich der Künstler vor in eine schon meditative Sphäre, in ein überwirkliches Abbild des Sichtbaren, das sich erst hinter dem manchmal profanen Alltagsgesicht der Dinge auftut. Wer die Gelegenheit hat, einen breiteren Querschnitt seines Œuvres zu erleben, stellt schnell fest: Vogts Stil ist signifikant, ist eben unverkennbar Vogt. So unterschiedlich sich auch seine Sujets präsentieren.

Das Draußen ist sein Atelier

Der weitgereiste Rheinländer ist, nicht nur, ein passionierter Landschaftsmaler – und dies im doppelten Sinne. Er malt Landschaften, und er malt in der Landschaft. Das Draußen ist sein Atelier. „Mir ist es wichtig, dass mir der Wind um die Nase weht.“ Er braucht die Sinnlichkeit unmittelbarer Empfindung, den Anblick, die Klangkulisse, den spezifischen Geruch eines Ortes, an dem seine Staffelei steht und an dem er sein Motiv gefunden hat. Insbesondere braucht Vogt das natürliche Licht. Und Licht changiert unaufhörlich, flirrt, wechselt in Schatten und Schattierungen.

Dieses sich wandelnde Verhalten definiert auch den Mal-Prozess des Künstlers. Von ihm verlangt die Arbeit draußen an der Leinwand eine wache, präzise Beobachtungsgabe und ein gleichsam fotografisches, situatives Gedächtnis für Momentaufnahmen von Lichtstimmungen. „Ich habe mich auf eine spezielle Lichtsituation eingelassen“, sagt er, „und ich versuche, sie einzufangen.“ Es sind Gemälde zwischen Himmel und Erde; vor allem geprägt von Grün, Blau, auch Gelb in vielen Nuancierungen.

Diese Bilder gehen weit über die Darstellung bloßer Topografie hinaus – vielmehr verdichten sie Stimmungen; man könnte sagen, Vogt bringt in einer wie magisch schwebenden Stille die seelische Erscheinung von Natur-Räumen und auch besiedelter Räume auf den Punkt. Menschen wird der Betrachter in diesen Landschaften meist vergeblich suchen.

Wasser war schon immer sein Element

Motive des Künstlers sind immer wieder Hügel- und Tal-Landschaften, von Bäumen gesäumte beschauliche Landstraßen, Dörfer (oft deren Silhouetten vor dem Horizont) und einsame Gehöfte. Insbesondere und ganz passioniert widmet sich der Maler Flüssen und Flusslandschaften. „Wasser war“, sagt er, der nicht weit weg vom Rhein lebt und arbeitet, „schon immer mein Element.“ Dies spiegelt sich auch in den Titeln mancher Gemälde wider, die z.B. Flusslandschaft oder Rhein bei Bad Breisig heißen.

Michael Vogt malt gern Flüsse. Aber er malt gegen den Strom. Wo seit langem das Abstrakte und auch motorische Formen wie die Video-Art in der zeitgenössischen Kunstwelt dominieren, unternimmt er das Wagnis einer gewissen Gegenständlichkeit des Bildausdrucks. Das stand 1977, als er sein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie begann, unter dem Diktum des völlig Unzeitgemäßen. „Meine letzte Landschaft malte ich in der ersten Hälfte des ersten Semesters heimlich, nachts am Rhein, damit mich niemand sah“, erinnert sich Vogt an seine akademischen Anfänge. Er studierte, vom Standort wiederum sehr Rhein-nah, bei den Professoren Peter Kleemann und Gerhard Richter – und wurde 1982 Meisterschüler bei Prof. Erwin Heerich. Der Lehrmeister und Mentor würdigt insbesondere am seither freischaffenden Maler Vogt die „wache künstlerische Reflexion“ und an seinen Bildern „den Ausdruck des Harmonischen und der Intensität, die uns berührt“.

Reduktion auf das Essentielle

Auch wenn Abstraktion nun wirklich nicht sein Medium ist, so verwirklicht der Künstler doch ein Prinzip des Malens in der Moderne – das Prinzip der Reduktion, auf seine spezielle Weise. In seinen Landschaften schwört Vogt dem Ausmalen von kleinen Details konsequent ab. In ihrer Dreidimensionalität, die dem Horizont zustrebt, erscheinen sie ganz auf das Essentielle, auf die oft nur flächige Erscheinung konzentriert. Das Œuvre des Malers spannt motivisch einen weiten Bogen. Wir sehen Landschaften, immer wieder Flüsse, bauliche Dorf-Szenerien. Aber auch Elemente von Industrielandschaften stehen auf manchen Bildern im Mittelpunkt – wie z.B. Lokomotiven, Kräne, Schornsteine. Zu den Flüssen gesellen sich immer wieder Bilder von Fluss-Schiffen oder Kähnen, die hier, wie das Motiv des Flusses selbst, gewiss nicht nur für sich selbst stehen – sondern allegorisch wohl auch für die zeitlos menschliche Sehnsucht des Reisens, Sich-Fortbewegens und der Entdeckung neuer Erfahrungen. In der Reduktion zeigt sich das Authentische, das Vogts Malerei auszeichnet:
Seine Kunst versteht sich darauf, das Sehenswerte hinter der bloß oberflächlichen Visualität sichtbar zu machen.

Vita

Michael Vogt, 1957 in Willich am Niederrhein geboren und dort aufgewachsen, studierte von 1977 bis zum Abschluss 1986 an der Kunstakademie Düsseldorf. Sein Schaffen hat sehr vom Erlebnis und den Farbwirkungen der Umwelt in anderen Ländern profitiert. So lebte der Maler von 1983 bis 1989 vorwiegend in Italien, von 1992 bis 2002 schlossen sich längere Aufenthalte in Brasilien an. Michael Vogt zählt zu den langjährigen Künstlern und Freunden der Galerie Heidefeld & Partner; er hat schon häufig am Krefelder Ostwall ausgestellt. Vogt kann zudem auf zahlreiche Ausstellungen in städtischen und privaten Galerien sowie in Museen des In- und Auslands zurückblicken. So sind Werke von ihm z.B. ständig im Auswärtigen Amt und im Deutschen Bundestag in Berlin vertreten.

"Am Lago Maggiore" - Acryl, Pigment auf Leinwand, 110 x 115 cm


"Spiegelung" - Acryl, Pigment auf Leinwand, 85 x 145 cm


"Große Flusslandschaft" - Acryl, Pigment auf Leinwand, 75 x 145 cm


"Rhein bei Bad Breisig" - Öl auf Leinwand, 80 x 80 cm


"Blick ins Land" - Öl auf Leinwand, 80 x 70 cm


"Die Wismarer Bucht" - Öl auf Leinwand, 55 x 60 cm

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