RÜCKSCHAU


RÜCKSCHAU: Juni - August 2021
HERBERT ZANGS
Das figurative Frühwerk


20. Juni - (verlängert bis zum) 21. August 2021
in der Galerie Heidefeld & Partner

Vernissage: Sonntag, 20. Juni 2021, 15 bis 18 Uhr

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Erlebnisraum für das figurative Frühwerk von Herbert Zangs: Aktuell zeigt die Galerie Heidefeld & Partner expressive Reise-Impressionen und weitere frühe figurative Arbeiten des Künstlers. Zitat Zangs: „Ich wäre nie ein so berühmter Künstler geworden, wenn ich meine Reisen nicht gemacht hätte.“

Eine Auswahl gegenständlicher Bilder begegnet Ihnen in diesem Homepage-Beitrag. Gehen Sie mit auf eine inspirierende Reise.

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Frühe Reife eines Malers

Der junge Zangs. Ehret die Anfänge - auch wenn das exzeptionelle Œuvre, das darauf folgen sollte, in seiner künstlerischen Wirkungsgeschichte übermächtig ist. Das Frühwerk von Herbert Zangs steht immer noch im Schatten der oszillierenden Strahlkraft seines späteren Werks, das in den blendend dichten, hellen Verweißungen einen seiner schöpferischen Höhepunkte fand. Doch der Weg zur virtuosen minimalistischen Abstraktion führte ihn zunächst in Gefilde einer eher klassisch-modernen Bildkunst – und durch halb Europa und Nordafrika. In den 1940er und 1950er Jahren malte Herbert Zangs unzählige Arbeiten, die im figurativen Raum verortet sind und den gehobenen Zeitgeschmack von damals gewiss nicht durch Revolutionäres düpierten – und doch autarke zeitlose Arbeiten für Kunstfreunde und Sammler sind, die expressive Gegenständlichkeit in gekonnter Reduktion zu schätzen wissen.


Expeditionen der Kunst:
Zangs-Reisebilder


Die Motive kamen zudem oft einem Verlangen entgegen, das in den kargen Jahren der Nachkriegszeit weit verbreitet war: dem Fernweh, der Sehnsucht nach dem Süden, nach dem Reisen. Zangs war zeitlebens unterwegs, ein Reisender im konkreten wie im existenziellen Sinne. In einem Interview hat er einmal superlativisch- ironisch über sich selbst gesagt:

„Wenn ich so zurück schaue, dann war ich bestimmt der größte Reisekünstler der Welt.“

Im Unsteten und Ungebundenen fand er unablässig sprudelnde Quellen für seine rastlos produktive Schaffenskraft: Inspiration und Improvisation.

Herbert Zangs, "Sizilien", um 1950, Öl auf Hartfaser, 110 x 143 cm


Erste Reisen nach Bayern
und in die Schweiz


Schon nach seinen beiden Anfangs-Semestern an der Düsseldorfer Kunstakademie brach der junge Maler 1946/47 zu ersten Reisen in den Süden Deutschlands auf, vor allem nach Bayern. Es entstanden insbesondere Bauern-Porträts, Szenen ländlicher Lebenswelten und Berglandschaften. So manche unbekannten Zangs-Schätze dürften noch heute unter süddeutschen Dächern und anderswo zu finden sein. Denn Zeichnen und Malen, das war für den Künstler nicht nur ein essentielles Bedürfnis, sondern oft auch eine Währung für Kost und Logis.

Herbert Zangs, "Berghütte in Bayern", 1949, Öl auf Leinwand, 60 x 80 cm

Per Anhalter durch die Galaxie ist Herbert Zangs nicht gereist, aber notorisch per Anhalter durch die Welt, ohne großes Gepäck, zuweilen nur mit Habseligkeiten in einem Schuhkarton und ein paar Mark in der Tasche. Aber er kam weiter und weiter, und irgendwie kam er immer unter für die Nacht. Geradezu nomadisches Reisen wurde sein Lebensstil, auch dann, als er sich viel später zuweilen teure Maßanzüge leisten konnte.

1948 hatte der Maler erstmals die Schweiz besucht, eingefädelt von Otto Pankok, seinem Mentor an der Düsseldorfer Kunstakademie. Eine Reise, an die Zangs gerne zurückdachte. 1949, das Akademie-Studium war abgeschlossen, zog es den Maler nach Italien, die erste von vielen Reisen in das Sehnsuchtsland vieler Künstler. Damals und auch in den frühen 1950er Jahren entstanden zahlreiche Reise-Impressionen, so auch aus Sizilien, wo der Maler nicht zuletzt von antiken Tempeln fasziniert und inspiriert war und zum Motiv machte, genauso wie einen Tempel in Paestum, Kampanien.


Erste Museums-Ausstellung
- mit Reisebildern


1950 erlebte Herbert Zangs sein Entrée in die museale Welt, in seiner Heimatstadt, im Krefelder Kaiser-Wilhelm-Museum, das in den 1950er Jahren zu einem weithin bekannten Kristallisationspunkt für Kunst der Moderne in Deutschland werden sollte. Und für den jungen Maler war es gleich eine Einzelausstellung - mit Sujets, die für sein figuratives Frühwerk kennzeichnend sind. Titel: Herbert Zangs. Gemälde mit Reisebildern.

Herbert Zangs, "Häusergasse in Paris", um 1950, Öl auf Leinwand, 82,5 x 72 cm


Mit dem „schnellen Auge“ unterwegs

Legendär ist Zangs' „schnelles Auge“, ein geradezu fotografisches Medium seines Schaffens und seiner extrovertierten Vitalität. Ihm entging nichts. Er speicherte wo auch immer erlebte Bilder präzise in seinem phänomenalen Bildgedächtnis. „Er sah, was er sah. Das Reale. Diesem blieb auch sein 'inneres Auge', seine Vorstellungswelt, verpflichtet“, schreibt die Kunsthistorikerin Susannah Cremer-Bermbach über seine außergewöhnliche Auffassungsgabe. So konnte Zangs mühelos Reise-Motive malen, auch wenn er längst wieder zuhause war. Unterwegs arbeitete er oft mit sparsamem Farbauftrag, dünner Leinwand oder Nessel – seine materielle Konzession an die Kunst des Reisens mit leichtem Gepäck bzw. das unbeschwerte Reisen des Künstlers.

Herbert Zangs, "Antibes", um 1952, Öl auf Pappe, 78,5 x 69 cm


Das Können alla prima

Er ist weit herumgekommen. Und überließ Bilder nicht selten Interessenten schon an Ort und Stelle. Viele Arbeiten entstanden souverän alla prima, das heißt ohne jegliche Vorzeichnung. Denn die Komposition entwickelte er in seinem inneren Auge. Schon bei einigen frühen Reisebildern lassen sich gewisse Andeutungen von Elementen entdeckten, die später in seinem abstrakten Werk, in Informel-Bildern, gerade auch in den Scheibenwischer-Arbeiten, mitprägend werden – eine Vorliebe für wiederkehrende, für seriell gesetzte Details. Da gibt sich schon der Meister der späteren Reihungen ein wenig zu erkennen.

Das Frühwerk von Herbert Zangs bildet eine eigenständige Schaffens-Periode seiner Biografie, die bereits unverkennbar das große künstlerische Potenzial dieses vitalen Malers offenbart. Es sind Zeugnisse einer schon früh erworbenen eigenen Ausdrucksweise und eines bemerkenswert souveränen handwerklichen Könnens. Die Bilder beeindrucken durch Zangs' Sensorium für markante Motive, durch die Kunst der Komposition und einen virtuosen Einsatz der Farben, vom kraftvollen Auftrag bis zu eher sachten pastelligen Valeurs.

Bei allen Abstrahierungen, bei aller Expressivität bis hin zu post-expressionistischen Elementen bewegen sich die Bilder des Frühwerks immer in der Sphäre einer wiedererkennbaren, verdichteten Gegenständlichkeit. Der virtuose Einsatz von Farben, Formen und Licht zeigt sich auch in den Nordafrika-Gemälden von Herbert Zangs, worin sich zuweilen auch feine, spielerische Anklänge an den Stil eines Paul Klee oder auch August Macke finden lassen – zwei Künstler, die mit ihren berühmt gewordenen Nordafrika-Arbeiten eine neue, wegweisende Bildsprache entwickelten.

Reisen und Rückkehr: Stets aber bleibt Herbert Zangs auch seiner Heimatlandschaft verbunden, in die es ihn immer wieder zurückzieht – den Niederrhein. Das flache Land an Rhein und Maas mit seiner signifikanten Topografie und Atmosphäre wird oft zum Motiv für figurative Arbeiten des Künstlers.

Herbert Zangs, "Paris", um 1950, Öl auf Leinwand, 80 x 77 cm


Die Liebe zu Paris und Frankreich

Und da ist noch Paris, seine manchmal abenteuerliche Liebe. In die französische Metropole kam er erstmals im Frühjahr 1951, er war immer wieder lange dort und hat später eine Reihe von Jahren an der Seine gelebt, bisweilen auch chlochard-karg unter deren Brücken, und eine Zeitlang wohl Haus an Haus mit seinem Nachbarn und Kumpel Henry Miller, dem berühmten US-Schriftsteller.

Paris hat Zangs' figurativer Malerei atmosphärisch Modell gestanden wie auch andere Orte und Landschaften in Frankreich, etwa Antibes am Mittelmeer, Arles und andere Orte in der Provence, wo er sich 1962 eine kleines Haus in dem Dorf Cucuron kauft und dort bis 1965 ständig lebt. 1962 hatte er den Europapreis für Malerei der Biennale Oostende verliehen bekommen; das Preisgeld kam gerade recht.

Herbert Zangs, "Paris", um 1950, Öl auf Leinwand, 80 x 65 cm


Vision: Traum – das Bild
von der kommenden Abstraktion


Der Abschied von der figurativen Malerei kam alles andere als abrupt. Eher im Stillen, eher allmählich und zögerlich. Ganz am Anfang der Hinwendung zur konsequenten Abstraktion, die Herbert Zangs zu einem Pionier der minimalistischen Avantgarde machen sollte, stand ein Bild des inneren Auges.

Der Künstler hatte einen bewegenden Traum, in dem Gottvater und der Teufel eine Hauptrolle spielten. Zangs hielt den Traum sogleich in seinem gleichnamigen Bild Traum von 1950 fest. Es markiert einen Aufbruch, denn seither begann Zangs vermutlich, in den frühen 1950er Jahren neben den dominierenden figurativen Arbeiten auch abstrakte Bilder zu malen. Der Vielreisende machte sich auf zu einer künstlerischen Reise, zu einer experimentellen Expedition, die ihn weit, sehr weit führen sollte.

Herbert Zangs, "Arles", 1951, Öl auf Leinwand, 70 x 85 cm


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