Er: das sind du und ich und alle. Er ist und bleibt seit Jahrzehntausenden das höchstwahrscheinlich meistgewählte Motiv der Kunst überhaupt: Ecce homo - Siehe, der Mensch. Nicht von ungefähr hat Ernesto Marques eine Werkgruppe seiner Skulpturen Homo genannt - und eine andere Boys. Diese minimalistischen Plastiken sind keine dreidimensionalen Porträts irgendwelcher Individuen. Vielmehr handelt es sich um absolut abstrahierte Figuren, die menschliche Befindlichkeiten versinnbildlichen. Mit anderen Worten: Ernesto Marques ist ein Künstler, der in seinen Arbeiten die conditio humana reflektiert - signifikante Ausprägungen und Erfahrungen der menschlichen Existenz.
Von Menschen und Mythen
Sehen. Erkennen. Gestalten. Der Künstler ist gebürtiger Portugiese und entstammt damit einem Land, dem der Entdeckergeist historisch gleichsam in die nationale DNA eingeschrieben wurde. Marques ist ein einfühlsamer Beobachter und Entdecker menschlichen Verhaltens - in der Lebenswelt und im allegorischen Raum der antiken Mythologie. Und Volksmythen seiner Heimat beeinflussten auch die ersten Sujets, mit denen seine künstlerische Laufbahn begann. Es waren teils religiös inspirierte Motive. "Wir sind ein sehr katholisches Land", sagt er, "und meine Mutter war Haushälterin bei einem Pfarrer." Aber auch die Konquistadoren der portugiesischen Geschichte spielten eine Rolle.
Heute hingegen formt er markante Figuren, die in puristischer Reduktion gewissermaßen unsterbliche Menschheits-Mythen zum Thema haben - wie etwa Sisyphos (ein Sujet, dem sich in der Literatur z.B. auch Albert Camus gewidmet hat) oder wie Atlas, jener Titan, der dazu verdammt ist, das Himmelsgewölbe am westlichen Rand der damals bekannten Welt mit seinem Körper zu stützen.
In der Werkgruppe Boys inszeniert der Künstler mit Einzel-Skulpturen ganze Ensembles von Jugendlichen, deren Eindruck je nach Blickwinkel variiert. Diese Kunst-Konstellationen sind Darstellungen von sozialen Strukturen und zwischenmenschlicher Kommunikation. Der Kunsthistoriker und Schriftsteller Dr. Helmut Orpel ist ein Kenner seines Werks. Er schreibt: "Ernesto Marques ist ein Künstler, der über die Gesellschaft nachdenkt, über die Entfremdung und den Mangel an Liebe. Seine bildnerischen Aussagen sind bewusst offen gehalten. Seine Werke regen zum Nachdenken über die Grundeinstellung zum Leben an."
Das Leben, die menschliche Existenz - das sind die prägenden Themen von Ernesto Marques. "Ich philosophiere gerne über Gott und die Welt. Und ich beschäftige mich sehr viel und intensiv mit den Menschen - was sie bewegt, was sie antreibt, was sie aushalten. Die Liebe, die Freiheit, das Chaos, die Verletzungen, die das Leben mit sich bringt." Freiheit betont der Bildhauer und Maler ganz besonders: "Sie bedeutet alles." Zentrales Thema von Ernesto Marques ist die Abbildbarkeit von Menschen und Ensembles von Gestalten im Raum. Und diese erscheinen in seinen Skulpturen als hyperschlanke, ja dürre Figuren - eine Reduktion auf den Wesens-Kern im Erscheinungsbild des homo sapiens. Es sind prinzipiell geschlechtslose Darstellungen.
Narrative Plastiken
Und so minimalistisch und reduziert die Skulpturen auch erscheinen - aus ihnen spricht der Erzähler Marques. Denn es sind Figuren in einer Bewegung, in einem Spannungsfeld. Sie erzählen eine Geschichte, die der Betrachter deutet, weiterschreibt und individuell interpretiert. In diesem Sinne könnte man von offenen Skulpturen sprechen, von situativen Momentaufnahmen, die keine abgeschlossene Handlung abbilden. Der Betrachter soll sich die Frage stellen: "Wie geht die Geschichte denn weiter?", sagt der Künstler. So gesehen, ist sein bildhauerisches Verfahren narrativ. Seine Kunst fixiert die Kinetik eines Augenblicks.
Ernesto Marques, Jahrgang 1975, stammt aus Alvite, einem 1100-Einwohner-Dorf im Norden Portugals. Nach der Schulausbildung begann er in Porto sein Kunststudium. Bald zog es ihn nach Deutschland, eigentlich nicht um hier eine Akademie zu besuchen - vielmehr wollte er in den Semesterferien Geld verdienen, um sein Studium im Heimatland zu finanzieren. Aus der Ferienreise entwickelte sich eine neue Heimat. Marques wurde Meisterschüler von Prof. Bernd D. Hessbrügge. Und in einem Steinmetz-Betrieb machte er ein halbjähriges Praktikum im Fach Kirchen-Restaurierung - er wollte sich in der Praxis intensiv mit dem Material "Stein" auseinandersetzen. Bemalte Metallguss-Plastiken und Stein-Skulpturen bestimmen seit langem sein bildhauerisches Werk.
Zusammen mit seiner Familie lebt er als freischaffender Künstler in Jülich. Wobei der Künstler in zwei nahe zusammenliegenden Ateliers arbeitet: Einem für kleine Plastiken, das andere für große, mitunter mannshohen Kreationen. Seine Bekanntheit und Beachtung auf dem Kunstmarkt wachsen, was insbesondere auch seiner regen Ausstellungstätigkeit zu verdanken ist - nicht nur in Deutschland, sondern beispielsweise auch in Luxemburg, Portugal, Österreich, den Niederlanden und der Schweiz. Marques kommt.
ernesto Marques
markante skulpturen
als verkörperung
menschlicher Befindlichkeiten
Auszug dem Katalog A.R. Penck-Werkschau - März 2018
Die Zwei sind augenscheinlich verwandt, aber keine Verwandten. Es gibt allerdings eine Linie, die A.R. Penck und Ernesto Marques, bei aller Unterschiedlichkeit, evident verbindet: die Passion für Abstraktion, speziell die Passion für abstrahierte Figuren in der Dynamik von Bewegungen. Salopp und augenzwinkernd könnte man konstatieren: Beide Künstler sind über die Großfamilie stilisierter Strichmännchen verwandt. Nicht von ungefähr wurden Arbeiten von Penck und Marques schon in gemeinsamen Ausstellungen präsentiert – so vom Kunstmuseum Heylshof in Worms. Doch im Unterschied zu A.R. Penck, dessen Figuren in der Regel autonom für sich stehen, gestaltet Ernesto Marques gerne allegorische Motive, speziell Motive aus der antiken Mythologie. Auch am Krefelder Ostwall gibt es ein Beieinander der beiden visuellen Ausdruckswelten: Die Galerie Heidefeld & Partner vertritt Werke von A.R. Penck und Ernesto Marques in ihrem permanenten Portfolio.
Von Mythen und Menschen
In Marques‘ weitläufigem Atelier im rheinischen Jülich entstehen seine markanten Skulpturen aus Stein und Metall. Obwohl das etwas unscharf formuliert ist. Denn faktisch arbeitet der Künstler in zwei nahe zusammenliegenden Ateliers: Einem für kleine Plastiken, das andere für die großen, mitunter mannshohen Kreationen. Zentrales Thema des Bildhauers ist die Abbildbarkeit von Menschen und Ensembles von Gestalten im Raum. Und diese erscheinen in seinen Skulpturen als hyperschlanke, ja dürre Figuren – eine Reduktion auf den WesensKern im Erscheinungsbild des homo sapiens. Aus der altgriechischen Mythologie hat den Bildhauer beispielsweise die SisyphosGeschichte inspiriert, ein Sujet, dem sich in der Literatur etwa auch Albert Camus gewidmet hat. Es ist ein MenschheitsMythos. Ebenso wie Marques‘ Atlas, jener Titan, der dazu verdammt ist, das Himmelsgewölbe am westlichen Rand der damals bekannten Welt mit seinem Körper zu stützen. Und in der Werkgruppe The Boy inszeniert der Künstler mit Einzel Skulpturen ganze Ensembles von Jugendlichen, deren Eindruck je nach Blickwinkel variiert. Diese KunstKonstellationen sind Darstellungen von sozialen Strukturen und zwischenmenschlicher Kommunikation.
Offenheit als Kunst-Prinzip
Der Kunsthistoriker und Schriftsteller Dr. Helmut Orpel ist ein Kenner des Werks von Ernesto Marques. Er schreibt:
„Ernesto Marques ist ein Künstler, der über die Gesellschaft nachdenkt, über die Entfremdung und den Mangel an Liebe. Seine bildnerischen Aussagen sind bewusst offen gehalten. Seine Werke regen zum Nachdenken über die Grundeinstellung zum Leben an.“ Neben seinem SkulpturenSchaffen widmet sich
der Jülicher auch intensiv der Malerei.
Ernesto Marques, Jahrgang 1975, kam schon als junger Kunst Student aus Portugal nach Deutschland, weniger um hier zu studieren – er wollte vielmehr in den Semesterferien Geld verdienen, um sein Studium im Heimatland zu finanzieren. Aus der Ferienreise wurde dauerhaft eine neue Heimat. Zusammen mit seiner Familie lebt und arbeitet der Bildhauer und Maler als freischaffender Künstler in Jülich. Seine Bekanntheit und Beachtung auf dem Kunstmarkt wachsen, was insbesondere auch seiner regen Ausstellungstätigkeit zu verdanken ist – nicht nur in Deutschland, sondern beispielsweise auch in Luxemburg, Portugal, Österreich, den Niedrerlanden und der Schweiz. Marques kommt.
Dieser Katalog entstand im März 2018 anlässlich der
A.R. PenckWerkschau in der Galerie Heidefeld & Partner in Krefeld. Arbeiten von A.R. Penck und Ernesto Marques gehören zum permanenten Portfolio der Galerie und wurden im März 2018 auch gemeinsam ausgestellt.